Gedanken

Rosh ha-Schanah – jüdisches Neujahr

Rosch ha-Schanah der „Kopf des Jahres“

Am 1. und 2. Tischri, dem 7. Monat des jüdischen Jahres, ist das wichtigste Neumondfest. Mit ihm beginnt die jüdische Kalenderzählung ab der Erschaffung der Welt.

Der folgende Text wurde von Sr. Katherine Wolff NDS für eine deutsche Kirchenzeitung verfasst.

„Mögest du eingeschrieben sein im Buch des Lebens!“ So begrüßen Juden einander am Neujahrstag. Gleichzeitig reichen viele Väter ihrer Familie ein in Honig getauchtes Stück Apfel mit dem Wunsch für ein gutes und süßes Jahr.

Rosch ha-Schanah, Neujahr, ist der erste der Hohen Feiertage und mündet ein in die Feier von Jom Kippur, den Versöhnungstag. Diese beiden Feste sind die einzigen im jüdischen Jahr, die nicht an Ereignisse in der jüdischen Geschichte erinnern. Sie befassen sich vielmehr mit Dingen, die die Menschheit insgesamt betreffen, und das jüdische Volk feiert diese sozusagen im Namen aller Menschen.

Rosch ha-Schanah – damit wird übrigens nur bedingt der Beginn eines neuen Jahres gefeiert, denn das liturgische Jahr beginnt im Frühling mit dem „ersten Monat“ – ist ein Fest voller verschiedener Bedeutungen. Der Reichtum dieses Tages kommt zum Ausdruck in der Vielfalt der Deutungen des Schofar-Blasens – ein Ritus, der an Rosch ha-Schanah immer wieder vollzogen und von größter Wichtigkeit ist. Der Schofar, ein Widderhorn, erinnert an die Schöpfung, deren „Geburtstag“ nach rabbinischer Tradition an Neujahr begangen wird.

Wenn an die Schöpfung erinnert wird, dann wird Gott als Schöpfer und somit als König des Alls anerkannt. Er ist auch der Gott, der sich am Sinai offenbart hat. Als Volk des Bundes wird Israel an diesem Tag in besonderer Weise zur Umkehr aufgerufen, was auch im Taschlich, dem symbolischen Werfen der Sünden in fließendes Wasser, zum Ausdruck kommt.

Der Schofar erinnert dabei das Volk an das Gericht, in dem an diesem Tag über Leben und Tod entschieden wird. Schließlich ist der Schofar ein Hinweis auf den rettenden und heilenden Gott, der einst Israel und die ganze Menschheit zur Fülle der Erlösung bringen wird.

Von Martin Buber wird folgende Geschichte erzählt: Ein Mann stieg auf den Ölberg, von dem her der Messias kommen soll, und blies in den Schofar. Das Volk geriet in große Aufregung und Verwirrung; aber Rabbi Menachem öffnete ein Fenster, schaute hinaus und sagte: Da ist nichts erneuert.

Indem das jüdische Volk sich dem Ruf des Schofars zur Umkehr und Erneuerung stellt, geht es dieser endgültigen Erneuerung entgegen und bereitet ihr den Weg.