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Leben in der Kongregation Unsere Liebe Frau von Sion

Diese Information hatte Sr. Juliana für ihren letzten Heimatbesuch im Juni 2020 in Österreich vorbereitet. Diesen musste sie leider wegen der COVID-19 Pandemie absagen. Hier findet ihr den Text und im Anhang den gestalteten Falter.

Hilf mit hier und heute, das „Reich Gottes“ zu verwirklichen in dem Du Dich in der Welt von heute mit der ganzen Liebe Deines Herzens für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetzt!

Möchtest du wie Abraham einen Schritt ins Unbekannte wagen?

Du könntest – von Gott – zu einem einzigartigen Weg innerhalb der Kirche gerufen werden!

Das Leben als Ordensschwester in der Kongregation „Unsere Liebe Frau von Sion“ ist der „Ort“, wo jede von uns ihre Antwort auf den Ruf Jesu, ihre Beziehung zu ihm sichtbar lebt. Wir leben in Hoffnung, Liebe und Wahrheit, in Gemeinschaft mit anderen und in der Welt von heute.

Wir leben in Verbundenheit mit dem jüdischen Volk und erinnern die Kirche daran, daß das Christentum von seinem Ursprung bis zur zukünftigen Vollendung mit dem jüdischen Volk auf geheimnisvolle Weise verbunden ist. Unser Verständnis eines religiösen Lebens bedeutet, in einer Haltung des Dienens unsere Hoffnung, Liebe und Wahrheit prophetisch zu leben und zu bezeugen. Daraus folgt unser Einsatz in interreligiöser Dialog, gegen Antisemitismus und Vorurteile gegenüber bedürftige, ausgegrenzte, benachteiligte und vernachlässigte Menschen, der uns zu einem besseren Verstehen von Strukturen der Gerechtigkeit und Wahrheit führt.

Wir leben unser Gebetsleben in Regelmäßigkeit und im Geiste unserer Konstitution, die das Wort Gottes für uns in die Mitte stellt. So gehört das Lesen der Bibel wesentlich zu unserem geistlichen Leben und achten darauf wie die Bibel durch Juden in ihrem Leben und in ihrer Tradition interpretiert wird. Unser Austausch im Glauben findet in internationalen Gemeinschaften statt.

Dort wo Sprache und Kultur, Mentalität und Gewohnheiten des menschlichen Lebens verschieden sind; wo nicht statische, sondern bewegliche Verantwortlichkeit sich täglich den Anforderungen und Realitäten unseres Lebens stellt; dort engagieren wir uns und leben gemäß unseren Gelübden, unserem Auftrag und Hoffnung. Unsere apostolische Sendung lebt in der Kirche, für und mit dem jüdischen Volk und in Liebe für eine Welt der Gerechtigkeit, des Friedens und der Bewahrung der Schöpfung.

Die Kongregation “Unserer Lieben Frau von Sion” wurde gegründet, um in der Kirche und in der Welt die treue Liebe Gottes zum jüdischen Volk zu bezeugen und die Erfüllung der Verheißungen in Bezug auf Juden und Nichtjuden zu beschleunigen (Art. 2).

Und so leben wir unser Charisma, das uns ruft, Zeugnis zu geben von der Treue mit der Gott das jüdische Volk liebt und von Gottes Treue zu den Verheißungen, die Gott den Patriarchen und Propheten Israels für die ganze Menschheit gegeben hat. So wie Gott bedingungslos das jüdische Volk liebt, so liebt Gott jedes Volk und jeden Menschen an jedem Ort und zu jeder Zeit.

Haben wir Dein Interesse geweckt?
Möchtest Du mehr über uns erfahren?
Schmöckere auf unseren Webseiten oder nimm mit uns Kontakt auf!

Kongregation „Notre Dame de Sion“ – „Unsere Frau von Sion“
www.sion.at
www.notredamedesion.org

Kontakt: Sr. Juliana Baldinger NDS
E-mail: nds.juliana@gmail.com

  Infofalter Berufungen 2019 (641,2 KiB, 461 hits)

“Lobpreis und Corona”

Der 23. Juni 2019 war der Tag, an dem wir den Brief einer Initiative verschickten, die vom Team für die Bildung von Novizinnen der Kongregation vorgelegt wurde. 23 Schwestern und Freunde von Sion haben sich der Initiative angeschlossen, um unser tägliches Leben zu verbessern.

Der „Pakt“, zu dem wir eingeladen hatten, rief uns an dieser Stelle dazu auf, uns zu verpflichten, einen Tag in der Woche als Tag des „Lobpreises und des Dankes“ tief zu leben. Dies könnte bedeuten, unsere Geräte auszuschalten, langsamer zu werden, zu bemerken, auf das Wort zu hören, einander zu genießen, etwas Kreatives zu tun …

Einige Monate später erlebte die Welt in vielen Ländern eine Blockade aufgrund des Coronavirus, der das gesamte Arbeits-, Sozial- und interaktive Alltagsleben unterbrach. Wir waren gezwungen, physische Distanz zu halten und Gesichtsmasken und Handschuhe zu tragen, um uns selbst und andere zu schützen. Die Pandemie ergriff unser Leben.

Wenn ich auf die Zeit zurückblicke, in der ich in diesem Jahr den Pakt „Lob und Erntedank“ eingehalten habe, der meinen Lebensstil bis zu einem gewissen Grad unterbrochen hat, möchte ich mitteilen, was ich gelernt habe.

Ich habe gelernt, dass Routine sehr lebensspendend sein kann, Routine kann auch etwas sein, auf das man sich freuen kann, denn am Freitag sehne ich mich nach meinem Tag des Lobes und des Dankes. Ich lernte, die Aktivität an einem Tag in der Woche loszulassen, indem ich mir Zeit gab, über einen längeren Zeitraum bewusster bei meinem Gott zu sitzen. Ich konnte ein Buch lesen oder einfach nur die Taille lesen, indem ich die Natur genoss und scheinbar nichts Wichtiges tat, als nur zu sein.

Ich habe gelernt, dass Gottes Gebot, „einmal in der Woche den Ruhetag zu halten“, nicht das Ziel hat, meine Freiheit einzuschränken, sondern mich auffordert, mich noch mehr zu engagieren und zu lernen und zu lernen, wer Gott ist. Sich bei dem auszuruhen, der mich geschaffen hat, um zu sein, hilft, mehr der Mensch zu werden, der zurückblicken muss, um über meine Handlungen, meine Handlungen nachzudenken und mich für die kommende Woche mit meinem Schöpfer zu verbinden und in Kontakt zu bleiben.

Genesis 2: 1 „So wurden Himmel und Erde mit all ihrer Vielfalt vollendet. Am siebten Tag hatte Gott die Arbeit vollendet, die er getan hatte. Er ruhte am siebten Tag nach all der Arbeit, die er getan hatte. Gott segnete den siebten Tag und machte es heilig, weil er sich an diesem Tag nach all seiner Schöpfungsarbeit ausruhte.

Das Wort Jesu „bleib in mir“ sagt mir, ich soll in Verbindung bleiben, in Kommunikation sein und ich wünsche uns allen einen schönen ersten Jahrestag des Tages des „Lobes und Erntedankfestes“.

Johannes 15: 1-11 Bleib in mir wie ich in dir. Wie ein Zweig nicht allein Früchte tragen kann, wenn er nicht Teil des Weinstocks bleibt, kannst du es auch nicht, wenn du nicht in mir bleibst. Ich bin der Weinstock, du bist es die Zweige. Wer in mir bleibt, mit mir in ihm, trägt reichlich Früchte; denn von mir abgeschnitten kann man nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, wird wie ein Zweig weggeworfen … Wenn du meine Gebote hältst wird in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe geblieben bin. Ich habe dir dies gesagt, damit meine eigene Freude in dir ist und deine Freude vollständig ist.

Sr. Juliana NDS

Shawuot – Pfingsten

first-fruits_of_lemon-225x300“Wenn man die Sichel an den Halm legt, sollst du beginnen, sieben Wochen zu zählen. Danach sollst du…das Wochenfest feiern“ (auf Hebräisch: hag ha-shavuot, vgl. Deut 16.9). Sieben Wochen (und sogar fünfzig Tage, vgl. Lev. 23.16) nach der Gerstenernte zu Pessach feiert man im Fest Shavuot das Ende der Weizenernte (auf Hebräisch: hag ha-katsir, vgl. Ex 23.16).

Später wurde der Auszug aus Ägypten dem landwirtschaftlichen Pessachfest aufgepfropft, und der Empfang der Tora dem landwirtschaftlichen Fest Shawuot: von einer Ernte zur andern, vom Frühling zum Sommer: die Zeit der Reife, der Übergang von einer äußeren, physischen, zu einer spirituellen Befreiung.

Denn die jüdische Tradition sieht den Empfang der Tora als das Ziel des Auszugs aus Ägypten: „Lass mein Volk ziehen, damit sie mir dienen können“, wie Moses dem Pharao unermüdlich immer wieder im Namen des Herrn sagt (vgl.. Ex 4.22; 5.1; 7.16.28; 8.16; 9.1.13; 10.3). Was „Dienst“ hier meint, ist nichts anderes als: die Torah empfangen und die Gebote in die Tat umsetzen (Rashi zu Ex 3:12).

So gibt es kein Pessach ohne Shawuot und auch kein Shawuot ohne Pessach. Deshalb werden die Tage vom einen Fest zum andern – dem biblischen Gebot entsprechend – gezählt: das ist das „Omer-Zählen“ („Omer“ bedeutet Garbe: zu Pessach die Gerstengarbe, und zu Shawuot die Weizengarbe).

Darüber hinaus ist, laut Mischna, einer der Shavuot-Namen “atzeret” (Rosch ha-Schana 1,2), was man als „Vollendung“ (von Pessach) übersetzen kann (Flavius Josephus, Jüdische Altertümer III, 252).

Erst lange nach der Zerstörung des zweiten Tempels (70 n.u.Z.) wurde aus dem landwirtschaftlichen Shawuot-Fest das Fest des Tora-Empfanges.

Aber in der Schrift gibt es nicht wenige Anspielungen, die zu der Annahme führen, dass schon zur Zeit des Zweiten Tempels das Fest Shawuot die privilegierte Zeit war, um den Sinaibund zu erneuern (vgl. 2 Chr. 14.10-15??)

Erstens war die Gotteserscheinung am Sinai, nach Ex 19.1, drei Monate nach dem Exodus von Ägypten, also zur Zeit von Shawuot.

Zweitens belegen die Qumranschriften, dass die wichtigste Zeremonie der Sekte, die den Bundesschluss bezeichnete, an diesem Tag stattfand (I QS 1.16-3.12). Und nach dem Buch der Jubiläen wurde der Bund mit Noach und der mit Abraham an Shawuot erinnert (Buch der Jubiläen [2. Jahrh. v.u.Z.], VI, 15-22)
Und schließlich wurde der Bericht über die Ausschüttung des Geistes am Tag von Shawuot („Pentekoste“ im neutestamentlichen Griechisch, Pentecost im Englischen, entspricht dem hebräischen „Shawuot“ in der Septuaginta; das Wort erinnert an die 50 Tage, die Shawuot von Pessach trennen) zweifellos von der Gotteserscheinung am Sinai inspiriert, nach Ex 19-20 und den rabbinischen Kommentaren hiezu.
Denn diese Kommentare berichten, dass das Wort Gottes am Sinai wie Feuer aus Gottes Mund entsprang und in 70 Zungen unterteilt war, da es für alle Nationen der Welt bestimmt war und jede es so verstand, wie sie konnte (Mekhilta de Rabbi Ishmael zu Ex 20.18; Exodus Rabba).

Wie wird Shawuot heute gefeiert?

Es ist gut, sich daran zu erinnern, dass dieses Fest, das zweite aus der Reihe der Pilgerfeste, zur Zeit des Tempels im Wesentlichen eine landwirtschaftliche Feier war. Garben von der Weizenernte und Brot (vgl. Lev. 23.15-17) wie auch die ersten Erntefrüchte der Saison wurden zum Tempel gebracht (ein anderer Name für Shawuot ist “yom ha bikurim”, Tag der Erstlingsfrüchte, vgl. Num. 26.28); (vgl. Deut. 26.1-11; Mishna Bikutim Kap. 3).

Dieser Brauch wurde nach der Zerstörung des Zweiten Tempels aufgegeben. In den nicht-religiösen Kibbutzim wird Shawuot allerdings noch immer als ein schönes Fest der Natur gefeiert.
Die Liturgie des Tages beinhaltet die Lesung der Tora in Ex. 19 und 20 und die prophetische Lesung aus Ezechiel 1 – 3.12.

Warum werden Ezechiels seltsame Visionen an diesem Tag gelesen? Es heißt, dass die Kinder Israels an dem Tag, da ihnen die Tora geschenkt wurde, eine mystische Reife erlangt hatten, die dieser Visionen wert war… Es heißt sogar, dass der Tod nicht mehr über sie herrschen sollte. Unglücklicherweise folgte auf diese Gabe aber die Sünde mit dem goldenen Kalb (Ex 32).

Das Buch Rut ist auch eine der traditionellen Lesungen. Seine Erzählung gehört zwischen die Gersteernte zu Pessach und die Weizenernte an Shawuot (Rut 1.22; 2.23). Rut ist das Symbol der Heiden, die das Volk Israel als ihr Volk annahmen, den Gott Israels als ihren Gott, und die so in den Bund eintraten, indem sie das Geschenk der Tora willkommen hießen. Rut kannte die Tora nicht, aber sie lebte instinktiv das Wesentliche darin, nämlich Kindesliebe und Freundlichkeit. Sie ist die Ahnherrin Davids (Rut 4.18-22), der an Shawuot geboren werden und sterben wird.

In der Nacht vor Shavuot trifft man sich üblicherweise in Häusern oder Synagogen, und in Jerusalem am Kotel, der „Klagemauer“, um „tikun“ zu tun. „Tikun“ bedeutet „Wiedergutmachung“, sogar Erlösung. Im Kontext von Shawuot soll diese Nacht den Schlaf der Kinder Israels „wiedergutmachen“, die in Schlaf fielen, während ihnen die Tora geschenkt wurde. In einem allgemeineren Sinn hat das Studium der Tora die Kraft, die Welt zu erlösen.
Eine Art dieses Studiums besteht darin, die “Halskettenmethode” zu verwenden. Verse werden aus den drei großen Teilen der Schrift (Tora, Propheten, Schriften) herausgenommen; diese Verse sind wie Perlen, und mit Hilfe eines Themas, das sie zusammenführt, werden sie wie die Perlen einer Halskette zusammengefügt.
Auf diese Weise wird die Einheit der Teile der Schrift aufgezeigt, die Einstimmigkeit, mit der diese oder jene Wahrheit verkündet wird, die die gesamte Schrift bekräftigt. Dieser Methode bediente sich Jesus bei den Jüngern von Emmaus. Auf diese Weise lehrt sie Jesus, dass man nicht in die Herrlichkeit eingehen kann, ohne das Leid zu durchschreiten (Lk 24:27 und 44-47).

Wenn wir am Tag von Pfingsten als Christen durch die Gabe des Geistes erneuert werden, können wir uns unseren Brüdern und Schwestern im jüdischen Volk nahe fühlen, und wir können uns bewusst werden, dass es kein Zufall ist, wenn der Geist, die Frucht von Jesu österlichem Geheimnis, über allem Fleisch ausgegossen wurde, zunächst über der kleinen Gruppe von Jüngern, die mit Maria am Berg Sion versammelt waren (die Tradition des Abendmahlssaales am Berg Sion geht auf das 4. – 5. Jahrhundert u.Z. zurück).

Erinnern wir uns: die Tora kommt von Zion und das Wort Gottes aus Jerusalem (Jes. 2.2-6). Vom Berg Sinai zum Berg Zion: man gelangt vom besonderen Bund mit Israel zu dem Bund, der sich den Nationen öffnet. Diese zwei Berge schließen einander in keiner Weise aus; sie unterstützen einander vielmehr gegenseitig; und sie stehen im Dialog miteinander, damit die Einheit von Gottes Plan sichtbar wird, der sowohl Israel als auch die Nationen enthält.

Sr. Anne-Catherine Avril, NDS
Ein Kerem

Die Galiläische Identität Jesus von Nazaret

NAZARET

Der Name “Nazaret” als kleine Stadt, als Wohnraum, ist nirgends in den alttestamentlichen Schriften zu finden. Und in archäologischen Funden erscheint der Name erst im 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung.

Wir werden die galiläische Identität Jesu nach den Evangelien erkunden und uns dann mit dem Namen und der Stadt Nazaret beschäftigen.

Schließlich werden wir den Stamm Sebulon anschauen, in dessen Gebiet Nazaret liegt.

Wir werden sehen, dass der größte Teil des Lebens Jesu in Galiläa verbracht wurde. Er ging hinauf nach Jerusalem, um seine Passion zu erleiden und von den Toten aufzuerstehen.

Er wird seine Jünger zusammen mit den Frauen nach Galiläa zurückschicken, um sie in die Welt zu senden.

1) Die galiläische Identität Jesu von Nazaret

Das Evangelium nach Matthäus

Mt 2:21-23: Josef stand auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel. Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.

Es scheint dem Autor des Evangeliums wichtig zu sein zu versichern, dass die Vorhersage erfüllt ist. Frage: Was bedeutet Nazoräer? Dieses Zitat erscheint nirgends in der Bibel.

Mt 3:1: Johannes der Täufer erscheint in der judäischen Wüste, wo er den Menschen aus Jerusalem, Judäa und der Umgebung am Jordan predigt. Und Jesus kommt aus Galiläa, um von Johannes getauft zu werden (“getauft”, im Hebräischen “tebila”, bedeutet, in Wasser eingetaucht zu sein): Dann kam Jesus aus Galiläa zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen (Mt 3:13).

Mt 4:12-16: Nachdem er vom Tod Johannes des Täufers gehört hatte, zieht sich Jesus nach Galiläa zurück; er verläßt Nazaret, um sich in Kafarnaum niederzulassen. Dann beginnt er seine Tätigkeit. Das Evangelium zitiert Jesaja, um die Bedeutung dieses Anfangs in Galiläa in der Heiligen Schrift zu verwurzeln. Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich desTodes wohnten, ist ein Licht erschienen.

“Galiläa” (im Hebräischen “galil”: גליל ) bedeutet eine “runde” Gegend.

Wegen der Nähe von Angreifern aus dem Norden, hatte Galiläa eine gemischte Bevölkerung aus Juden und Heiden. Dieses Zitat sagt also etwas über die Offenheit der Sendung Jesu sowohl zu Juden als auch zu Heiden.

Mt 16: In diesem Kapitel sagt Jesus seinen Jüngern zum ersten Mal, dass er nach Jerusalem hinauf gehen wird, um zu leiden und von den Toten aufzuerstehen. Dies geschieht, nachdem er Petrus seine Identität als Messias, Sohn des lebendigen Gottes, offenbart hat, und es findet in Cäsarea Philippi statt, einer alten griechischen und römischen Stadt im Norden von Galiläa, an den Jordanquellen.

Mt 22:41: Jesus scheint in Frage zu stellen, dass er “der Sohn Davids” ist, indem er Psalm 110 zitiert; denn selbst wenn er von David abstammt, ist er zuallererst der Herr (vgl. Mk 12:35). Aber Jesus zieht es vor, sich “Menschensohn” zu nennen.

Mt 20:29: Jesus verläßt Jericho und geht nach Jerusalem.

Im Evangelium nach Matthäus geht Jesus nie nach Jerusalem hinauf, noch verläßt er Galiläa, bis er für seine Passion nach Jerusalem geht (Mt 16:21).

Mt 28:6: Nach seinem Tod und seiner Auferstehung sendet Jesus die Jünger mit den Frauen zurück nach Galiläa: Geht und sagt den Jüngern: Er geht euch voraus nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen. Und in Vers 16: Die elf Jünger gingen nach Galiläa. Dort empfangen sie den Ruf, zu allen Völkern bis ans Ende der Erde zu gehen.

Das Evangelium nach Markus

Mk 1:9: Jesus kommt aus Nazaret zu Johannes und wird in den Jordan hineingetaucht. Dann, nachdem er 40 Tage lang in der Wüste in Versuchung geführt wurde, geht er nach Galiläa, um seinen Auftrag zu beginnen: Jesus kam aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen.

Mk 10:32.46: Sie waren auf dem Weg hinauf nach Jerusalem, und Jesus ging ihnen voraus… Sie kamen nach Jericho. Unterwegs heilt Jesus einen Blinden. Es heißt: Sobald der Blinde hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!

Wieder wird Jesus von Nazaret als Sohn Davids anerkannt.

Im Evangelium nach Markus ist Jesus nie nach Galiläa zurückgekehrt. Die Sendung an die Jünger, zu gehen und allen Völkern das Evangelium (die gute Nachricht) zu verkünden, scheint in Jerusalem stattzufinden.

Das Evangelium nach Lukas

Lk 1:26: Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret gesandt. Nach Lukas, wurde Jesus in Nazaret, einer Stadt in Galiläa, empfangen. Sowohl Maria als auch Josef lebten vor und nach der Empfängnis Jesu in Nazaret.

zu einer jungen Frau, die verlobt war mit einem Mann namens Josef aus dem Hause Davids.

Für Lukas, wie für Matthäus, ist es wichtig, dass Josef vom Geschlechte Davids kommt, und deswegen sprechen sie später von der Geburt Jesu in Bethlehem.

Welches Bethlehem? In Judäa oder in Galiläa? Sprechen Matthäus und Lukas von der Volkszählung, um die Geburt Jesu in Bethlehem geschehen zu lassen?

Als die Juden aus dem Babylonischen Exil zurückkehrten, ließen sich einige aus dem Geschlechte Davids in Galiläa nieder. Mußten alle Einwohner für die Volkszählung nach Bethlehem gehen? War es nicht auch möglich, sich in ihrer aktuellen Stadt eintragen zu lassen?

Lukas weiß nichts von einem Hinabgehen nach Ägypten und dann von einer Rückkehr und Niederlassung in Nazaret. Von Anfang an sind Maria und Josef Bürger von Nazaret. Gingen sie also nach Bethlehem in Judäa, um sich eintragen zu lassen, oder gingen sie nach Bethlehem in Galiläa, etwa 15 km von Nazaret?

Lk 2:22: Als treue Juden, brachten Maria und Josef Jesus zum Tempel in Jerusalem, um den Erstgeborenen zu erlösen und für die Reinigung Mariens: Als die Zeit kam für die vom Gesetz des Mose vorgeschriebene Reinigung, brachten sie ihn nach Jerusalem.

Sind alle Juden für diese Riten zum Tempel hinaufgegangen? Wie wäre dies möglich angesichts der Länge dieser Reise ?

Lukas erwähnt, dass sie nach der Vollbringung dieser Riten nach Nazaret zurückkehrten: Als sie alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.

Lk 2:41: Als Jesus 12 Jahre alt war, sehen wir die Familie wieder, wie sie nach Jerusalem zum Paschafest hinaufgeht: Jedes Jahr gingen die Eltern Jesu zum Paschafest hinauf nach Jerusalem.

Es war für die Juden verpflichtend, zu den drei jüdischen Wallfahrtsfesten nach Jerusalem zu gehen. Wenn sie weit weg von Jerusalem wohnten und nicht zu jedem Fest gehen konnten, wählten sie eines der drei Feste aus, um das Gebot zu erfüllen.

Lk 3:23: Nachdem Jesus im Alter von 30 Jahren durch Johannes im Jordan getauft war, legt uns Lukas seinen Stammbaum von Josef bis Adam vor, ein Zeichen seiner Einfügung in die Menschheit. Jesus ist Sohn Davids: ein Zeichen seiner Einfügung in ein spezifisches Volk, eine spezifische Abstammung. Dies ist für Lukas eine andere Weise, die besondere Sendung Jesu an Israel und auch den universellen Aspekt seiner Sendung an die ganze Menschheit zu sagen.

Und wie bei Matthäus, beginnt Jesus seine Sendung in Galiläa, nachdem er in der Wüste versucht wurde.

Lk 4:14-16: Erfüllt mit dem Heiligen Geist, kehrt Jesus nach Galiläa zurück und kommt in der Stadt Nazaret an, wo er aufgewachsen ist. Diese Stadt hat eine Synagoge und genügend Menschen, sodass ein Gottesdienst gehalten werden kann: Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück… Er kam nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge.

Von seinen Worten überrascht, fragen die Leute: “Ist das nicht der Sohn Josefs?” (Lk 4:22)

Wir können sehen, dass er auch in den Synagogen Judäas gepredigt hat (Vers 44).

Lk 9:51: Dann ging Jesus nach Jerusalem zu seiner Passion. Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloß sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen. Die Formulierung ist sehr stark und zeigt, wie entschlossen Jesus war, zu seiner Passion, seinem Tod und seiner Auferstehung zu gehen. Es ist wichtig, dass sein “Hinüber-Gang” in Jerusalem geschehen wird.

Endet damit die Tätigkeit Jesu in Galiläa?

Lk 9:51-13:22: Lukas sagt nicht, wo das darauffolgende Lehren stattfindet. In Lk 13:31 warnen einige Pharisäer Jesus, nicht nach Jerusalem zu gehen, da Herodes ihn töten will, und in Lk 17:11 sehen wir, wie er von Galiläa und Samarien nach Jerusalem geht und auch nach Jericho (19:1). Von Jericho aus geht er nach Jerusalem über Bethphage und Bethanien, den Ölberg hinunter, und dann geht er in den Tempel hinein.

Nach seinem Leiden, seinem Tod und seiner Auferstehung ruft Jesus die Jünger, allen Völkern die Frohe Bothschaft zu verkünden, angefangen in Jerusalem. Jesus steigt in den Himmel hinauf, und weder er noch seine Jünger sind jemals nach Galiläa zurückgekehrt.

Das Evangelium nach Johannes

Joh 1:19-51: Die Begegnung mit Johannes dem Täufer und die Berufung der ersten Jünger scheinen am Jordanufer stattzufinden.

Joh 1:45: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs. Hier wird deutlich bestätigt, dass Jesus aus Nazaret kommt.

Joh 2: Die Hochzeit zu Kana findet in Galiläa statt.

Jesus trifft Johannes den Täufer auf der anderen Seite des Jordan nahe bei Bethanien. Auf dem Weg nach Galiläa zurück, ruft er seine Jünger.

Joh 4, 5, 6, 7: Jesus geht hin und her von Galiläa über Samarien nach Judäa – Jerusalem.

Joh 10:40: Sein Wandern endet, als er zurück an den Ort geht, wo Johannes ihn getauft hat, und dort bleibt her und geht hinauf nach Jerusalem, als er hört, dass sein Freund Lazarus krank ist (Kapitel 11).

Joh 21: Nach seinem Tod und seiner Auferstehung kehren die Jünger nach Galiläa zurück, und dort erscheint Jesus ihnen am See von Galiläa, und nachdem sie gefischt hatten, brät er für sie Fisch. Simon Petrus wird zum Gruppenleiter, und das Evangelium endet mit dem Ruf: “Folge mir nach.”

Fazit: Alle Evangelien sprechen vom Ort, wo Jesus in Galiläa gelebt hat, und von Nazaret wird gesagt, es sei seine Heimatstadt gewesen. Er ist vom Geschlecht Davids.

Der größte Teil der Tätigkeit Jesu findet in Galiläa statt. Er geht nach Jerusalem ausdrücklich, um seine Passion, seinen Tod und seine Auferstehung zu vollziehen.

Wir können sehen, dass Jesus nie nach Bethlehem gegangen ist.

2) Nazaret

Die Evangelien sagen uns nicht viel über diese “Stadt”.

Wie schon gesagt, wird Nazaret im Alten Testament nicht erwähnt.

In Lk 1:26 und 2:3 wird es eine “Stadt” genannt (polis: πολις) wie Bethlehem.

Nach Joh 1:46 scheint es nicht sehr wichtig zu sein. Oder wurde diese Stadt verachtet? Warum?

Wir lernen, dass es dort eine Synagoge gab, die groß genug war, um eine Menschenmenge zusammen zu führen (Lk 4:16).

Der Name “Nazaret”

Das Wort könnte vom Hebräischen “nezer” kommen, das “Sproß” (נצר ) bedeutet und auf Jes 11:1 hinweisen könnte: Aus Isais Baumstumpf wächst ein Reis hervor, ein junger Sproß aus seinen Wurzeln… Dieser Vers wird in Röm 15:19 auf den Messias angewandt. Und in einem Hymnus aus Qumran ist der Gründer der Gemeinschaft der “nezer”, der von Gott gepflanzt wurde.

Nazoräer (im Griechischen: Nazoraios, Ναζωραιος (vgl. Mt 2:23: Er wird Nazoräer genannt werden) kann sich nicht auf die Sekte der Nazarener beziehen, die noch nicht existierte. So könnte es verstanden werden als jemand, der aus Nazaret kommt. Dieser Name bezeichnete die Jünger Jesu (vgl. Apg 24:5; 26:9): Wir finden, dieser Mann ist eine Pest, ein Unruhestifter bei allen Juden in der Welt und ein Rädelsführer der Nazoräersekte.

Eine Zweideutigkeit entsteht aus der Tatsache, dass die deutsche Schreibweise eine Umschrift des griechischen Wortes Ναζαρέτ (Nazaret) ist, das selbst eine Umschrift des hebräischen Wortes נצרת  (natzeret) ist. Das griechische Alphabet hat nicht den Buchstaben, der dem hebräischen Zade (צ) entspricht; stattdessen wird das Zeta (ζ) verwendet.

Eine weitere Zweideutigkeit kommt von der Tatsache, dass Nazoräer manchmal (zumindest im Englischen) als Nazarener übersetzt wird.

Es folgt der Brief des Hieronymus an Pammachius, der Jesaja aus der Septuaginta zitiert und (zumindest im Englischen) Nezer als Nazarener übersetzt:

“Und er kam und wohnte in einer Stadt namens Nazaret: dass erfüllt werde, was von den Propheten gesagt wurde: Er wird Nazarener genannt werden.” (Matthäus 2:23). Laßt die Wortliebhaber und die netten Kritiker aller Kompositionen uns sagen, wo sie diese Worte gelesen haben; und wenn sie es nicht können, kann ich ihnen sagen, dass sie bei Jesaja sind (Jesaja 11:1). Denn an der Stelle, wo wir lesen und übersetzen, “Ein Reis wird aus dem Stamme Isais hervorgehen und ein Sproß wird aus seinen Wurzeln wachsen”, ist dies im hebräischen Idiom so geschrieben: “Ein Reis wird aus dem Stamme Isais hervorgehen, und ein Nazarener wird aus seinen Wurzeln wachsen.” Wie kann die Septuaginta das Wort ‘Nazarener’ auslassen, wenn es gegen das Gesetz ist, ein Wort durch ein anderes zu ersetzen? Es ist Sakrileg, ein Mysterium zu verbergen oder zu vernichten.”

Tertullus (zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts – Anfang des 2. Jahrhunderts) nennt Jesus einen Nazarener (Contra Marcion IV 8).

“Der Christus des Schöpfers mußte nach der Vorhersage ein Nazarener genannt werden, woraufhin die Juden auch uns deswegen nach ihm Nazarener nennen. Denn wir sind diejenigen, von denen geschrieben ist, ‘Ihre Nazarener waren weißer als Schnee” (Klagelieder 4:7) – selbst jene, die einst mit den Flecken der Sünde verunreinigt und durch die Wolken der Unwissenheit verdunkelt waren. Aber der Titel Nazarener war dazu bestimmt, für Christus ein angemessener Titel zu werden wegen des Verstecks seiner Kindheit, für die er hinunterging und in Nazaret lebte, um dem Archelaus, dem Sohn des Herodes, zu entkommen.”

Im Talmud (San. 43/a) wird einer der Jünger Jesu nezer genannt, und der Talmud zitiert Jes 11:1. Jene Jünger Jesu wurden von den Juden verflucht, weil sie Angehörige einer Sekte waren.

“Unsere Rabbis haben gelehrt, dass Jeschu fünf Jünger hatte, Matthai, Nakai, Nezer, Buni und Todah. Als Matthai vor Gericht gebracht wurde (…) Als Nezer herein gebracht wurde, sagte er: Soll Nezer hingerichtet werden? Steht nicht geschrieben: Ein Nezer (ein Sproß) wird aus seinen Wurzeln hervorwachsen (vgl. Jes 11:1). Ja, sagten sie, Nezer soll hingerichtet werden, da geschrieben steht: Du aber wurdest hingeworfen ohne Begräbnis, wie ein verachteter Nezer (verabscheuter Abkömmling) Jes 14:19.[1]

Wenn das Wort Nazoräer (manchmal übersetzt als “Nazarener”) im Hinweis auf Jesus und seine Jünger für Christen angewandt wurde (vgl. Apg 24:5), begannen Menschen in Antiochien sie Christen zu nennen (χριστανος: gehörend zu Christus, was Messias bedeutet). Und das moderne Hebräisch verwendet das Wort nozrim (נוצרים), ein hebräischer Standardbegriff für “Christen”, der auf Jesus von Nazeret hinweist. Nozrim bezieht sich auf Jesus von Nazeret, wie auch im Qur’an zu sehen ist: نصارى nasara (die Mehrzahl von  نصراني nasrani, “Christen”). Im modernen Arabischen werden die Christen مسيحي  oder in der Mehrzahl المسيحيين genannt, jene, die dem Messias folgen.

Im 4. Jahrhundert sprach auch Hieronymus von Nazarenern als solche, “die den Messias so annehmen, dass sie nicht aufhören, das alte Gesetz zu halten”. In seinem Brief 75 an Augustinus schrieb er:

“Was soll ich von den Ebionitern sagen, die so tun, als seien sie Christen? Noch heute gibt es unter den Juden in allen Synagogen des Ostens eine Häresie, die jene der Minoer genannt wird, und die noch immer von den Pharisäern verurteil wird; (ihre Jünger) werden normalerweise ‘Nazarener’ genannt; sie glauben, dass Christus, der Sohn Gottes, von der Jungfrau Maria geboren wurde, und sie halten ihn für denjenigen, der unter Pontius Pilatus gelitten hat und in den Himmel aufgefahren ist, an den auch wir glauben. Aber während sie behaupten, sowohl Juden als auch Christen zu sein, sind sie weder das eine noch das andere.”

Im 4. Jahrhundert gab es eine Sekte, die Nazarener genannt wurde.

Archäologische Funde

Der Name der Stadt Nazaret bleibt ein Rätsel.

Nazaret wird in alttestamentlichen Quellen nicht genannt. Die erste Quelle kommt aus dem Neuen Testament.

Archäologen haben alte Überreste gefunden (Keramik) aus der Steinzeit und der Bronzezeit. Nichts aus der  Zeit der Assyrer, der Babylonier, der Perser oder der Hellenisten.

Nach dieser langen Zeit, wurden Häuser, Bäder, Gräber aus der römischen Zeit gefunden. Im Jahre 2009 hat der israelische Archäologe Yardenna Alexandre in Nazaret Überreste ausgegraben, die zur Zeit Jesu in der frühen römischen Periode zurückgehen. Alexandre sagte Journalisten: “ Die Entdeckung ist äußerst wichtig, denn sie zeigt zum allerersten Mal ein Haus aus dem jüdischen Dorf Nazaret.”

Wir wissen, dass das assyrische Kaiserreich viele Städte zerstört hat. Wir können dann annehmen, dass die Siedlung später wieder besetzt wurde von davidischen Clans, die aus Babylonien kamen und auf Wallfahrt nach Jerusalem gingen. Sie nannten die Siedlung Nazaret und bezogen sich auf den nezer (den Sproß in Jes 11:1), was darauf hinwies, dass der Messias von ihrem Geschlecht kommen würde.

Erste nicht-christliche Quelle, die Nazaret nennt

Professor Michael Avi Yonah hat Mitte des 20. Jahrhunders eine alte Synagoge entdeckt, die zur Zeit Herodes des Großen zurückgeht. Diese Synagoge wurde während des Bar Kochba Aufstandes zerstört, im 3. Jahrhundert dann wieder aufgebaut, um Mitte des 4. Jahrhunderts wieder zerstört zu werden. Im Laufe der verschiedenen Ausgrabungen wurden drei Fragmente eines grauen Marmorsteins gefunden, auf denen verschiedene Priesterklassen und ihr Ort eingraviert waren; diese Priesterklassen versicherten den Tempeldienst (mischmeret). Die 18. Klasse kam aus Nazaret. Dies ist der erste nicht-christliche Hinweis auf Nazaret.

Selbst wenn es seit dem Jahre 70 unserer Zeitrechnung keinen Tempel mehr gab, wurde die Unterscheidung der Klassen beibehalten.

Professor Avi Yonah, von vorhergehender Arbeit inspiriert, versuchte, die 24 Klassen, die im Buche der Chronik genannt werden, wieder zu konstruieren. Er gründete seine Forschung auf ein Klagegedicht, das von einem galiläischen Dichter, Eleasar ha-Kalir (6. Jahrhundert) für Tischa beAv geschrieben wurde, und er verglich dieses Gedicht mit einer Inschrift in Cäsarea. In diesem Gedicht kommt Nazeret vor als der Ort der 18. Klasse.

Die achtzehnte priesterliche Klasse, Hapizzez (genannt), (ließ sich wieder) in Nazeret (nieder).

Von den drei Fragmenten, die gefunden wurden, scheint die Inschrift eine Liste der vierundzwanzig priesterlichen Klassen zu sein (vgl. das Buch der Chronik, 1 Chronik 24:7-19, und das Buch Nehemia, Nehemia 11:12), wo jeder Klasse (oder Familie) ihre richtige Ordnung zugeschrieben wird, wie auch der Name der jeweiligen Stadt oder des Dorfes in Galiläa, wo sie sich niederließen. Nazaret wird nicht mit dem Z-Laut geschrieben, sondern mit dem hebräischen Zade (“Nazeret”), und ein Ort wird erwähnt, der deutlich in der Gegend von Nazaret liegt, und der den Namen Nazaret נצרת hat (in diesem Falle als “Nizrat” vokalisiert). Dies war während wenigstens mehrerer Jahrhunderte nach dem Bar Kochba Aufstand die Heimat der Nachkommen der 18. Cohen Familie Happizet ( פצץ).

Hier ein Teil der Rekonstruktion von Avi Yonah:

Die 17. Klasse Hezir MA]MLIAH

Die 18. Klasse Hapizzez NAZARET

Die 19. Klasse Pethahia AKHLAH Arab

Die 20. Klasse Ezechiel MIJGDAL Nunaiya

Diese Priesterklassen sind wahrscheinlich von Jerusalem geflohen, nachdem sie nach dem Bar Kochba Aufstand (135 unserer Zeitrechnung) von den Römern ausgewiesen wurden, und haben sich in Galiläa niedergelassen.

Es folgt eine christliche Quelle, die Nazeret Nazara nennt:

Julius Africanus, ein geachteter Laie, schrieb gegen 200 unserer Zeitrechnung einen Brief an Aristides. Er zitierte den Historiker Eusebius, der über die Genealogie des Matthäus und Lukas gearbeitet hat.  Eus.Eccl Hist.1,7,14 PG 94,97\99

“In der Antike dachten nur wenige, dass es sich lohne, persönliche Memoiren zu hinterlassen, da sie über das eine oder andere archivare Material nachdachten oder Namen aus dem Gedächtnis holten, um das Gedenken an ihre edle Geburt zu bewahren. Aber unter ihnen wurden schon “desposynoi” (Volk des Herrn) erwähnt, die so genannt werden wegen ihrer Verwandtschaft mit der Familie des Erlösers. Sie kamen ursprünglich aus dem jüdischen Dorf Nazara und Cochaba, und sie verbreiteten sich über den Rest des Landes. Sie haben die oben erwähnte Genealogie aus dem Buch der Tage aufgezeichnet, wie sie es konnten.”

Von diesem Dokument können wir lernen, dass selbst wenn Genealogien mit einer theologischen Absicht aufgebaut wurden, es Chroniken gab, die im Gedächtnis behalten wurden und die manchmal als Dokument geschrieben waren, wie “das Buch der Tage”.

Wir lernen auch, dass Nazeret, hier Nazara genannt, ein jüdisches Dorf war, das mit Jesus und seiner Familie verknüpft war.

Hatte die Existenz dieser Stadt mit dem Eigennamen Nazeret erst mit Beginn des Christentums begonnen (als Jesus anerkannt war als der “nezer”, der in Jesaja 11 erwähnt wird)? In diesem Falle wäre das Neue Testament die erste historische Erwähnung, wobei die Apostelgeschichte (10:38-42) der älteste Text wäre.

Erhielt die Stadt ihren Namen von davidischen Clans, die sich in der römischen Zeit dort niederließen?

Wir können schließen, indem wir das Rätsel aufrecht erhalten. Eine wichtige Tatsache ist, dass dieser Name während der römischen Periode zum Namen eines jüdischen Dorfes, einer jüdischen Stadt wurde, und es seitdem bis jetzt geblieben ist. Dieser Name wurde von der ganzen Menschheit anerkannt und adoptiert als die Stadt der Familie Jesu von Nazaret.

Sebulon

Nazaret liegt im Gebiet von Sebulon.

Es wird in Mt 4:12-17 erwähnt, wo Jesaja zitiert wird:

Als er hörte, dass Johannes verhaftet worden war, zog er sich nach Galiläa zurück.

Er verließ Nazaret und ging nach Kafarnaum am See, im Gebiet von Sebulon und Naftali, auf dass erfüllt werde was von Jesaja dem Propheten gesagt worden war:

“Land Sebulon und Land Naftali, die Straße zum Meer jenseits des Jordan, das Galiläa der Heiden, das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf (Jes 9:1-2).”

Von da an, begann Jesus zu predigen und zu sagen: “Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.”

In Gen 30:19 sehen wird, dass Sebulon der 10. Sohn Jakobs ist, der 6. Sohn der Lea:

“Noch einmal wurde Lea schwanger und gebar Jakob einen sechsten Sohn. Da sagte Lea: Gott hat mich mit einem schönen Geschenk bedacht… ich habe ihm sechs Söhne geboren. Sie nannte ihn also Sebulon.”

Hier ist der Segen Jakobs über Sebulon (Gen 49:13): “Sebulon wohnt nahe dem Strand, am Gestade der Schiffe, mit seinem Rücken nach Sidon hin.”

In Numeri 1:31 wird der Stamm Sebulon unter den Stämmen erwähnt zusammen mit der Anzahl der Menschen, die in der Eroberung des Landes mitwirken. Er wird unter den Spionen genannt, die von Mose erwählt wurden, um das Land zu erkunden (Num 13:10). Er war Gaddfiel, der Sohn Sodis.

Josua 19:10-16: Hier wird mit genauen Angaben das Gebiet, das Sebulon zugesprochen ist, beschrieben. Es ist schwierig zu erkennen, ob die Stadt, die Nazaret wurde, dazu gehört. Wir können sehen, dass Bethlehem von Galiäa erwähnt wird. Diese alte Stadt ist tatsächlich 15 km von Sebulon entfernt, das zum Gebiet Galiläa gehörte.

Richter 5:18: Im Lob des Herrn, der auch andere Clans und Stämme erwähnt, sagt Deborah von Sebulon, er sei bereit, sein Leben zu riskieren, und er verachte den Tod.

Als David in Hebron zum König gemacht wurde, war Sebulon unter den Stämmen, die mit Abteilungen von Truppen zu David nach Hebron kamen, um das Reich Sauls an David zu übergeben, gemäß den Worten des Herrn (vgl. 1 Chronik 12:23.33). Und er trug Nahrung bei für die Feier: Sebulon und Naftali kamen und brachten Nahrung mit Eseln, Kamelen, Maultieren und Ochsen, reichhaltigen Vorrat von Mehl, Kuchen, Feigen… (Vs. 40-41).

Als Hesekiah für die Gräueltaten seines Vaters Ahas Wiedergutmachung leistete, lud er ganz Israel ein, das Paschafest im Hause des Herrn zu halten. Die Gesandten des Reformators wurden mit Spott und Hohn empfangen; aber manche waren der Religion ihrer Väter treu, und sogar von weit her ging Sebulon nach Jerusalem hinauf, zerstörte ihre Götzenbilder und hielt das Fest der ungesäuerten Brote (2 Chronik 30:10-23).

Auch wenn es nicht viel über Sebulon zu sagen gibt, zeigen uns wenigstens diese Zitate die Treue des Stammes, seine Güte… Es gehörte zum Galiläa der Völker.

Sr. Ann Catherine and Sr. Juliana NDS

 

 

 

 

 

 

 

 

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[1]              In Jesaja gibt es wahrscheinlich ein Wortspiel zwischen “Nebukadnezar, dem babylonischen Angreifer, und Nezer.

Jesus von Nazareth

Niemand zweifelt daran, dass Jesus von Nazareth im römisch besetzten Land Israel (Mat 2, 20 “Als Herodes gestorben war, da erschien dem Josef in Ägypten ein Engel……nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel… “) zwischen den Jahren 6 BC-33 n. Chr. lebte, und dass seine Mutter Jüdin war. Somit lebte die kleine Familie nach der Tora: Gal 4,4. Laut jüdischer Tradition wird in einer gültigen Ehe das Kind nach dem Status des Vaters benannt; in einer Mischehe erhält das Kind den Status seiner Mutter. Im Neuen Testament (NT) wird die Identität Jesu von seinem Vater her definiert: „Ist das nicht Josephs Sohn?“ (Joh 6,42), oder durch seine geographische Herkunft: der Galiläer Jesus von Nazareth, der Sohn Josephs (Joh 1, 45).

Sein Leben. Wie Jesus lebte, wissen wir aus der Literatur über seine Zeit und über ihn. Auch aus dem NT kennen wir historisch nachweisbare Teile seines Lebens, wie der Hinweis auf seine Geburt, sein Leben in Nazareth, seine Kreuzigung durch die Römer und die Behauptung der Jünger, er sei von den Toten auferstanden. Wie sein Vater Josef arbeitete Jesus während seines Lebens in Nazareth als tekton, Holzbearbeiter (Zimmermann, Tischler), also als ein Handwerker in der üblichen Form.

Er lebte über 30 Jahre in Nazareth, und die Zeit seiner Mission war kurz, ca. drei Pesach Feste. Die wichtigsten Orte der Mission Jesu sind in Galiläa zu finden, und je nach Evangelium geht Jesus in Jerusalem ein und aus, oder er kommt nur ein einziges mal in die Stadt, wo der Tempel, die Wohnung Gottes stand, zu der jeder gläubige Jude dreimal im Jahr pilgerte, um Dank zu sagen und die Opfergaben abzugeben.
Die Heilige Schrift, aus der Jesus sein Wissen schöpfte, besteht aus den Schriften des Alten Testaments (AT), und seine Aussagen werden von dieser Schrift genährt.

Kritik. Natürlich gibt es Ereignisse im Zusammenhang mit dem Leben Jesu, die viele Nicht-Christen nicht akzeptieren: etwa die Wunder, die Jungfrauengeburt und die Auferstehung. Doch es ist unstrittig, dass Jeschua (Jesus) von Nazareth eine historische Figur war. Er zog mit seiner Jünger-Gemeinschaft durch das Land, das unter römischer Besatzung war, und wurde von der römischen Behörde durch Kreuzigung zum Tode verurteilt. Die Auferstehung von den Toten wurde durch seine Anhänger verbreitet, und es gibt unzählige Erzählungen darüber, dass er lebte. Die säkularen und christlichen Quellen der Zeit sind sich darüber einig.

Die Jünger. Jesus beginnt sein öffentliches Leben, indem er Jünger beruft, und nicht als Einzelner durch die Landschaft von Galiläa zieht. Alle seine Jünger kommen aus Galiläa außer Judas Iskariot; wie dessen Name verrät, kommt dieser aus Iskariot, einem Dorf, das in Judäa liegt. Die Jünger führen mit Jesus ein Leben in Gemeinschaft, und diese geht auf Jesus zurück; in ihr gibt es keinen persönlichen Besitz. Jesus führt ein Leben der Ehelosigkeit, und jeder Versuch, Jesus als verheiratet darzustellen, ist unrealistisch, denn es können keine historischen Beweise dafür gefunden werden.

Wir wissen, dass einige seiner Jünger verheiratet waren, und sie nahmen ihre Frauen nach dem Tod und der Auferstehung Jesu mit auf Mission. 1Korinther 9,5: „Haben wir nicht das Recht, eine gläubige Frau mitzunehmen, wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie Kephas?“ Jesus lehrt die Jünger, die mit ihm gehen, und es scheint, sie sind manchmal langsam im Lernen, hitzköpfig und voller Eifer. Zu dieser Gruppe gehören auch Frauen, die mit Jesus in Galiläa umherwandern, und der Name Maria von Magdala ist immer der erste in den Listen der Evangelien.

Die Gruppe der Zwölf wird nach Ostern zur Kerngruppe, und durch den Ausfall von Judas Iskariot muss ein Neuer gewählt werden, der von Anfang an mit dabei war, damit wieder eine Zwölfer-Gruppe entsteht. Apg 1,21-23: „Einer von den Männern, die die ganze Zeit mit uns zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und (in den Himmel) aufgenommen wurde, – einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein. Und sie stellten zwei Männer auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias.“ Wie es scheint, gab es keine große Auswahl, denn es konnten nur zwei Männer zur Wahl aufgestellt werden. Das Los fiel auf Matthias. Die Beziehung Jesu zu seinen Jüngern ist nicht zu allen gleich. So hören wir wenig bis nie etwas über Andreas oder Philippus, der anscheinend Angst hat, Jesus alleine zu fragen. Joh 12,21-22 „Sie traten an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus.“ Bartholomäus scheint keine Stimme zu haben und von Thomas haben wir ein paar tiefgreifende Aussagen, die von großer Glaubenskraft zeugen. Matthäus, Thaddäus und Simeon Kanaanäus kommen in den Geschichten, die in den Evangelien erzählt werden, so gut wie nie vor, und sie haben nur einen Platz in der Zwölfer-Zahl. Petrus, Johannes und Jakobus scheinen die Wortführer der Gruppe zu sein, und auch Judas Iskariot hat ab und zu etwas zu sagen, aber im übrigen ist es still um die Jüngerschar Jesu.

Heilen und Heiligung. Von seinen Reden und Worten zu schließen, war Jesus ein Kenner des menschlichen Herzens und der Bedürfnisse des täglichen Lebens. Heilung und Heiligung von Körper und Geist waren die Sorgen des täglichen Lebens rund um die Tischgemeinschaft der von Jesus Berufenen.

Wir wissen, dass Jesus ein Wunderheiler war wie andere Rabbiner seiner Zeit auch; wir wissen aber ebenfalls, dass seine Wunderheilungen oft an den Glauben an ihn gebunden waren: Mt 9,22: „Jesus wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und von dieser Stunde an war die Frau geheilt.“ Und wir hören anderseits im Evangelium, dass Jesus in manchen Städten nicht in der Lage war, Wunder zu tun, weil kein Vertrauen, kein Glaube an ihn vorhanden war.

Die Evangelien. Das Neue Testament (NT) ist das Buch, in dem die ersten Gläubigen den Glaubensweg Jesu und der Jünger beschreiben. Joh 4,9: „Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten?“ In den Texten ist deutlich, dass Jesus ein Jude war, der nach der Tora lebte und Tora lehrte; nachdem er von einigen abgelehnt und an die Römer übergeben wurde, haben die Römer unter Pontius Pilatus ihn gekreuzigt, und am dritten Tag ist er auferstanden; nachdem er sich mehrere Male den Jüngern gezeigt hat, ist er in den Himmel aufgefahren. Lk 24,51 „Während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel empor gehoben.“

Die primären Quellen für die Geschichte des öffentlichen Lebens Jesu sind die Evangelien. Diese wurden in der Periode 20-60 Jahre nach seinem Tod geschrieben, also relativ bald und innerhalb der Zeit, in der es lebendige Erinnerungen an die Ereignisse gab, die sie beschreiben. Diese Quellen wurden in den frühen christlichen Gemeinden als zuverlässig angenommen in einer Zeit, in der Zeugen von Jesu Leben aus erster und zweiter Hand noch vorhanden waren. Die Ereignisse, die die Evangelien beschreiben, fanden zum größten Teil im vollen Licht der Öffentlichkeit statt. Joh 18,20: „Jesus antwortete ihm: Ich habe offen vor aller Welt gesprochen. Ich habe immer in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen. Nichts habe ich im geheimen gesprochen.“ Sein Tod war eine öffentliche Hinrichtung.

Die Botschaft Jesu. Jesus steht in der prophetischen Tradition, und beurteilt Situationen, wie Gott sie sieht. Er verkündigt den Frieden, die Liebe Gottes und die Nähe Gottes zu den Armen. Das NT gibt Jesus verschiedene Titel wie etwa: Lehrer, Rabbi, Meister, der Gute Hirt, Prophet, der Sohn Davids, Menschensohn, Knecht Gottes oder der Messias.
Jesus verkündet seine Botschaft inmitten seines Volkes unter den Menschen, wie Bauern, Tagelöhner, Hungernde, Trauernde, Aussätzige und Besessene, indem er am See entlang geht, auf den Berghügeln im Lande Galiläa, und in den Synagogen des Landes, im Vorbeigehen und beim Austausch, in Tischgemeinschaft und im Tempel von Jerusalem. Jesus macht diese Menschen zu den Subjekten seines Wirkens. Die Oberschicht, die sich auf Abstammung, Ansehen, Einfluss und Besitz stützt und von Privilegien lebt, diese Menschen werden mehr und mehr seine Gegner. Nachfolge Jesus beruht auf geistigen und nicht materiellen Werten, und das war leicht für die Armen aber schwer für die Reichen, die viel Materielles besitzen, Ansehen genießen und vom Einfluss leben.

Der Inhalt der Botschaft Jesu ist die Nähe des Reiches Gottes: das Himmelreich ist mitten unter euch. Mt 4,17: „Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Das Reich oder die Herrschaft Gottes, die für Jesus im Mittelpunkt steht, ist nicht nur auf das Gericht hin orientiert, nicht nur eine zukünftige Größe, sie ist mit Jesus gegenwärtige Wirklichkeit und unter den Menschen wirksam. Sein Wort will die Menschen verwandeln. Jesus verdeutlicht den Armen, den Randgruppen das ihre Situation ein Skandal vor Gott ist und das alle verpflichtet sind an ihrer Beseitigung mitzuwirken. Lachen und satt Sein, Zustände, die nur der Oberschicht bekannt waren, das gab es in Jesu Umfeld.

Die Geschichte vom armen Lazarus verdeutlicht dies: Lk,16,29: „Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören“. Es geht darum die Tora zu halten und sich um den Armen zu kümmern wie die Tora das vorschreibt.

Jesus ist ein Mensch, der Gefühle, Schmerz, Hunger und Durst erfährt, der in Versuchung geführt wird wie wir. Aber er beansprucht Göttlichkeit, er ist also mehr als nur Mensch.
Jesus ist ein Mensch ohne Sünde: Joh 8,46: „Wer von euch kann mir eine Sünde nachweisen? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?“ Sogar seinen Feinden war es unmöglich, ihm eine Sünde nachzuweisen. Jesus bietet dem Wind Einhalt, und seine Jünger sind erstaunt über diese Handlung und bekommen Angst. Lk 8,25: „Dann sagte er zu den Jüngern: Wo ist euer Glaube? Sie aber fragten einander voll Schrecken und Staunen: Was ist das für ein Mensch, dass sogar die Winde und das Wasser seinem Befehl gehorchen?“ Jesus beauftragt seine Jünger „Geht in alle Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern, und lehrt sie alles zu befolgen was ich euch gelehrt habe.“ (Mt 28,19…) Die Reaktion seiner Zuhörer auf seine Lehre ist: Mk 1,22: „Die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.“ Jesus verbringt Zeit mit Gott im Gebet, und zieht sich mit seinen Jüngern an einsame Plätze zurück, um mit ihnen allein zu sein.

Der Missionsauftrag. Für die Juden in Jerusalem waren Jesus und seine Jünger-Gemeinschaft eine regionale, galiläische Erscheinung, die nicht über diesen Kreis hinausging. Jesus selbst verließ nicht das Gebiet von Israel. Die Botschaft, die Jesus verkündete, war eine Botschaft für das Volk Israel; sie hatte keinen großen Einfluss und schien während seines Erdendaseins ziemlich erfolglos zu sein. Er hat nicht die Heidenmission angesprochen, sondern behauptete immer, er sei nur zu den Kindern Israels gesandt. So gab er auch seinen Jüngern den Auftrag: Mt 10,5: “Geht nicht zu den Heiden, und betretet keine Stadt der Samariter.“ Sie sollten also nicht zu den Heiden gehen. Jesus war nicht in der Lage, das Volk Israel zu sammeln, und so starb er scheinbar ohne Erfolg.

Dem steht der Missionsauftrag von „Geht in alle Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern, und lehrt sie alles zu befolgen was ich euch gelehrt habe.“ (Mt 28,19…) gegenüber.
Wie ist dieser Widerspruch zu erklären?

In Mt 10,5 spricht Jesus zu den Jüngern, wo er noch unter ihnen weilt als Mensch, noch mit ihnen umherzieht und das gemeinsame Leben lebt. In Mt. 28,19 spricht Jesus der Auferstandene, der Christus. Und die Mission des auferstandenen Jesus ist: Geht in alle Welt!

Jesus im Judentum. Um die Geschichte Jesu zu erzählen, muss man die Beziehung Jesu zu den verschiedenen Gruppen des damaligen Judentums kennen. Die meisten Juden im ersten Jahrhundert nach Christus zogen zu den Festtagen nach Jerusalem, um im Tempel ihre Opfergaben darzubringen. Die Hauptströmung des damaligen Judentums hat nie gegen den Tempel rebelliert, wie die Gruppe von Qumran, die sich in die Wüste zurückzog, um kultisch rein zu sein, und die nach dem Sonnenkalender lebte.

Der Lebensstil Jesu setzt ihn zwar außerhalb der Gruppe der Pharisäer, da er mit Sündern isst und Unreine berührt, aber gerade mit dieser Gruppe steht er in lebensfrohem Dialog, denn es geht um die Auslegung der Schrift, zum Beispiel um das Verständnis des Sabbath Gebotes. Er setzt sich mit dem mosaischen Gesetz im Sinne der Halacha auseinander, wie das auch die Pharisäer tun, und die Auslegung geschieht mit Autorität.

Erzählt man die Geschichte über Jesus, so erzählt man auch die Geschichte der Beziehung aller verschiedenen Gruppen im besetzten römischen Reich, von Galiläa über Samaria nach Judäa.

Dieser Text basiert auf verschiedenen christlichen und jüdischen Publikationen:

  • Mit Jesus durch Galiläa nach dem fünften Evangelium Bargil Pixner O.S.B. Corazin publishing. Erster Band des Buchpaares „Mit Jesus durch Galiläa nach dem fünften Evangelium“: Mit Jesus in Jerusalem- seine ersten und letzen Tage in Judäa
  • Jesus von Nazareth Joseph Ratzinger Benedikt XVI Joseph Ratzinger ? Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth – Band 1: Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung, Verlag Herder, Freiburg-Basel-Wien
  • Linzer Bibelsaat März 2010/Nr.112 die andere Perspektive These 3 Jesus ist Jude. Die Heilige Schrift des Jesus von Nazareth, seiner Jüngerinnen und der ersten ChristInnen ist das Alte Testament. Artikel bei Roswitha Unfried
  • Jesus und Mohammed Ihr Leben, Ihre Botschaft Eine Gegenüberstellung Wolfgang Klausnitzer Verlag Herder, Freiburg-Basel-Wien
  • The misunderstood Jew The Church and the Scandal of the Jewish Jesus. Amy-Jill-Levine HaperSanFrancisco a division of HarperCollinsPublischers
  • Jesus David Flusser in collaboration with R. Steven Notley, the Magnes Press, The Hebrew University, Jerusalem1998
  • Ein Rabbi Spricht mit Jesus Jacob Neusner Ein jüdisch-christlicher Dialog (aus dem Amerikanischen von Karin Miedler und Enrico Heinemann.) Verlag Herder, Freiburg-Basel-Wien, Titel der amerikanischen Originalausgabe: A Rabbi Talks with Jesus. Copyright 1993 by Jacob Neusner, Published by Doubleday

Ostern – Pessach

Im ersten Monat, am vierzehnten Tag des Monats, zur Abenddämmerung,
ist Pascha zur Ehre des Herrn.

Am fünfzehnten Tag dieses Monats
ist das Fest der Ungesäuerten Brote zur Ehre des Herrn.
Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen. (Lev 23, 5)

Das jüdische Pessach ist das erste der drei Wallfahrtsfeste, zu denen – zur Zeit des Tempels – das jüdische Volk nach Jerusalem hinaufging aus Dankbarkeit für die Begegnung mit seinem Gott (Deut 16,16-17; Ex 23, 14 -17)[1]

Dieses Fest hat einen doppelten Ursprung: einen in Bezug zur Natur, einen zur Heilsgeschichte.

Hag Ha Pesah (Pessachfest) ist ursprünglich ein Hirtenfest, ein Fest des Nomadenlebens. Hag Ha Matzot (Fest der ungesäuerten Brote) ist ein Fest mit landwirtschaftlichem Ursprung; es hängt mit der ersten Ernte des Jahres zusammen, der Ernte der Gerste. Der liturgische Name:  Zman Herutenu  (Zeit unserer Befreiung) bezieht diese beiden Feste auf die Heilsgeschichte.

Für das Pessachfest geschah die historische Aneignung durch das Volk von Israel durch den Blutritus:
Im Frühling pflegten die Nomaden das Blut eines kleinen Tieres auf die Pfosten oder Ständer der Zelte zu geben, um sich des Schutzes ihrer Herde durch ihre Götter zu versichern.

Nach dem Buch Exodus hielt das Blut auf den Türen der Hebräer den Todesengel fern (vgl. Ex 12, 13): Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch „vorübergehen“ (im Hebräischen: passachti) und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen.

Was das Ungesäuerte (das ungesäuerte Brot) betrifft, geschah die historische Aneignung mit dem Thema der Hast: Der grobe Fladen aus Gerste, gemischt mit Öl und Wasser, ohne Hefe, unter dem Namen Matze bekannt, wurde das Brot der Hebräer, weil es keine Zeit hatte, zu „gehen“ (vgl. Deut 16, 3): Du sollst nichts Gesäuertes dazu essen. Sieben Tage lang sollst du ungesäuertes Brot dazu essen, die Speise der Bedrängnis…Denn in Hast bist du aus Ägypten gezogen (vgl. Ex 12, 39).

Die beiden Feste, zunächst voneinander verschieden, wurden zu einem verschmolzen und wurden – zunächst das Fest des Ungesäuerten und dann das Pessachfest – zu Festen der Wallfahrt zum Tempel, wenn es einen Tempel gab.

Man findet Hinweise sowohl auf den Unterschied der beiden Feste als auch auf ihre Verschmelzung im neuen Testament. (Vgl. Lk 22, 1, 7-8)

Es ist wichtig, dass wir uns beider Aspekte bewusst sind: der Verbindung mit der Natur und mit der Geschichte: den ganzen Kosmos will Gott erlösen (vgl. Röm 8, 19-23).

Zur Zeit von Jesus wurde das Lamm im Tempel getötet; jede Familie, jede Gruppe von Schülern um ihren Meister, brachte es dann nach Hause. Nach den rituellen Segnungen wurde es mit Bitterkräutern und ungesäuertem Brot gegessen (vgl. Ex 12, 8). Es gab auch eine Segnung über einen oder mehrere Becher Weins.

Das Singen des Hallel (Ps 113 -118) begleitete dieses rituelle Mahl.

Nach der Zerstörung des Tempels wurde die Opferung des Lammes abgeschafft. Man entwickelte das liturgische „Seder“-Mahl, das allmählich in einer Sammlung namens „Haggada“ festgelegt wurde.

“Haggada” kommt von einem hebräischen Verb, das engagiertes Erzählen bedeutet. Das heißt, dass die Worte, die Gesänge, die verschiedenen Gebräuche, der Verzehr des Ungesäuerten und der Bitterkräuter, dass dies alles es jeder mitfeiernden Person ermöglicht, den Auszug aus Ägypten zu verinnerlichen, so dass jeder sagen kann: „Heute bin ich mit meinen Vätern aus Ägypten ausgezogen“.

Alles was Jesus beim letzten Mahl tat, hat seine Wurzeln in jedem jüdischen Festmahl.
Obwohl wir nicht wissen, ob das Letzte Abendmahl ein Pessachmahl war, ist die Beziehung zu Pessach deutlich genug.
Mit seinen Gesten, seinen Handlungen verwurzelt uns Jesus im jüdischen Pessach, er macht es zu seinem eigenen, ohne es abzuschaffen.

Wenn wir Brot und Wein in der Eucharistie empfangen, verinnerlichen wir ganz das Pessach von Jesus: angefangen vom Auszug aus Ägypten bis zur vollständigen Hingabe seiner selbst als Osterlamm, und wir tauchen mit ihm ein in diesen großen Übergang vom Tod zum Leben.

So entsteht unser Übergang „von Traurigkeit zur Freude, von Trauer zum Fest, von der Sklaverei zur Freiheit, von der Finsternis zum großen Licht“, und wir gelangen „vom Tod zum Leben“[2]

Dem entsteigt das Halleluja[3] des ersten Hallel-Psalms ( Ps. 113): „Halleluja, lobet ihr Knechte des Herrn, lobet den Namen des Herrn!“, und in der jüdischen Deutung des Psalmes: Wir waren Sklaven des Pharao, jetzt sind wir Diener des Herrn.[4]

In unserm christlichen Glauben wagen wir zu sagen:
Wir waren Sklaven der Sünde, heute hat Jesus uns befreit, wir waren unter der Macht des Todes, heute werden wir mit ihm auferweckt.

Sr. Anne – Cathrine Avril NDS

10. April 2012

[1] Auch wenn das jüdische Volk natürlich seit dem Verschwinden des Tempels nicht mehr zum Tempel hinaufgeht, so feiert es nach wie vor die Feste nach den biblischen Vorschriften, die nach dem Jahr 70 allmählich an die neue Situation ohne Tempel angepasst wurden, aber in lebendiger Erinnerung.
[2] Einführung zum „Hallel“ in der Pessach-Haggada
[3] „Halleluja“ bedeutet: Lobet den Herrn.
[4] Das hebräische Wort „eved“ bedeutet sowohl „Sklave“ wie „Diener“. Wenn man „eved“ eines Tyrannen ist, so ist man Sklave.  Ist man aber „eved“ des Herrn, so ist man freier Diener.