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Guatemala und seine Schönheit!

Quetzaltenango, (oder mit dem einheimischen Namen Xela) ist die Stadt, wo ich Spanisch lerne. Xela liegt auf einer Meereshöhe von 2300 m, und anfangs merkte ich das sehr stark, weil mein Blutdruck stieg. In der Region von Xela leben ungefähr 225000 Menschen. 61 % sind eingeborene Indianer, 34 % Latinos, und 5 % Europäer. Die Stadt wurde am 7. Mai 1524 gegründet.

friedhof_frau_mit_kindEs gibt hier etwa neun katholische Kirchen und auch den größten Mormonentempel in Mittelamaerika. Die protestantischen und evangelikalen Kirchen zählt man gar nicht, weil es so viele sind. Auch Baptistenkirchen und freie Kirchen findet man überall. Die Kultur der Mayas ist besonders mit dem katholischen Glauben vermischt. Die Frauen haben farbenfrohe Kleider und tragen ihre Kinder eingewickelt am Rücken. Die Guatemalteken am Land sind klein: Männer nicht größer als ich, und Frauen noch viel kleiner. Die Bewohner in der Stadt sind offenbar gemischter; man nennt sie Latinos; sie sind größer und haben eine hellere Haut. Der 1. November ist ein großes Fest für die Toten, ähnlich wie Allerseelen in Österreich. An diesem Tag werden die Gräber der Verstorbenen neu bemalt und mit Blumen geschmückt. Die ganze Familie (mit Hund) kommt zu Besuch und verbringt den Tag mit den Toten.

Die erste Franziskanermissionen in Guatemala

oldest_churchmany_kitesWir haben die Stadt Xalcaja besucht, wo die erste Kirche in Guatemala von Missionaren des heiligen Franziskus erbaut wurde. Die Kirche hat die Form eines Schiffes. An einem anderen Tag fuhren sieben von uns Studenten nach Sunbonga, wo die Menschen am 1. November jeden Jahres große schöne Drachen steigen lassen. Diese Tradition geht auf die Kultur der Mayas zurück. In früherer Zeit flogen die Drachen, um Erde und Himmel zu verbinden, und diese schönen Drachen bringen eine Botschaft von der Erde zum Himmel. In der katholischen Tradition wurde daraus der Tag, an dem die Menschen auf der Erde mit ihren verstorbenen Vorfahren, die bei Gott im Himmel sind, in Verbindung treten. Es ist ein kulturelles Fest in Guatemala, und Menschen kommen aus der ganzen Welt, um die schönen Drachen fliegen zu sehen. Unsere Gruppe besichtigte auch die alte Stadt Guatemala Antiqua, wo man die spanische Kultur an allen Gebäuden sieht, und auch an den historischen Kirchen, von denen manche Ruinen sind.

Ein Bergwandertag

st_maria_santi_iaguitoUm sechs Uhr früh fuhren vier Studenten mit einem Führer zum Vulkan Chikabal. Von dort kann man die anderen fünf Vulkane von Xela (Santa Maria, Zunil, Santiaguito, La Muela…) sehen. Santiaguito ist ein aktiver Vulkan, alle die andern sind tot. Wir konnten kleine Eruptionen aus der Entfernung sehen, bevor wir etwa 520 Stufen zum Krater des Chikabal, einem heiligen Ort der Mayas, hinunter stiegen. Der Krater ist mit kristallklarem Wasser gefüllt. Wir wanderten um den See und stiegen dann wieder die Stiegen hinauf, um den Vulkan wieder hinunter steigen zu können. Ich war am Schluss erschöpft, denn der Gipfel des Vulkans ist auf 2900 Meter Seehöhe.

Alltag und Abschied

Jetzt weiß ich, warum viele Häuser in Xela höchstens zwei Stockwerke haben. Letzte Nacht hatte ich meine erste Erdbebenerfahrung in Xela, und man sagt mir, dass die Beben häufig auftreten. Täglich steigt Rauch aus dem aktiven Vulkan, und deswegen gibt es hier angeblich immer Wolken.

Am Sonntag mache ich meine Freiwilligenarbeit in einem Zentrum für hirngeschädigte Kinder. Es gibt dort 61 Personen, von Babys bis zu jungen Erwachsenen; die meisten sind in Rollstühlen. Die Franziskanerschwestern der Erscheinung kümmern sich um sie.

Ich lebe bei einer katholischen Familie mit zwei studierten erwachsenen Kindern. Die Tochter ist die alleinerziehende Mutter eines achtjährigen Buben namens Fabian (der Vater hat sie verlassen, kurz nachdem der Bub geboren wurde). Meine Erfahrung mit dieser Familie war sehr positiv; ich lernte dort einiges über die Kultur: Essgewohnheiten, Alltagsleben und die Schwierigkeiten, die infolge politischer und sozialer Unsicherheit auftreten.

Meine letzten Tage in Xela verbrachte ich damit, die spanischen Verben richtig hinzukriegen: Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Alles sollte ich natürlich wissen und richtig verwenden. Ich bin dankbar für die Möglichkeit, eine kurze Zeit in einer lateinamerikanischen Kultur zu leben, besonders auch für das Leben in der Mayakultur. Der Austausch mit der Spanischlehrerin war auch sehr wertvoll für mich; durch sie konnte ich nicht nur die Sprache lernen, sondern auch vieles über die Lebensbedingungen der Menschen. Dabei habe ich gemerkt, dass manche der sozialen Probleme ähnlich sind wie in Ägypten: Gesundheitsvorsorge, Schulsystem, und Arbeitslosigkeit der jungen Menschen.

Ich habe meine Lehrerin auch in die Bibel eingeführt, denn ich habe die Bibel verwendet, die für die Kinder der Welt in 57 Sprachen übersetzt wurde (durch „Kirche in Not“). Dabei habe ich auch einige Lesefertigkeit gewonnen. Meine Lehrerin, die katholisch ist, war dankbar, dass sie zum ersten Mal Geschichten aus dem Alten Testament las. Am Schluss kaufte ich ihr ein Geschenk, und was kann das wohl gewesen sein? Natürlich eine Bibel, und die Kinderbibel für ihren achtjährigen Sohn. Wir sprachen viel über den christlichen Glauben und auch über den Glauben der Mayas.

Jetzt kann ich nach Costa Rica fahren, dort ein wenig mit den Schwestern kommunizieren und mein Leben mit ihnen teilen. Ich freue mich darauf, jetzt zwei Wochen in Costa Rica zu verbringen, mein Spanisch zu üben und mit den Schwestern Weihnachten zu feiern, bevor ich Weihnachten wieder in Ägypten mit all den Christen dort feiere.

Leb wohl, Guatemala, und danke! Ich werde dich und den Vulkan Santa Maria vermissen, der Xela schützt, und den ich täglich fünf Stunden lang vom Klassenzimmer aus sah.

Danke allen Studenten – wir haben unser Leben, unsere Fröhlichkeit geteilt. Danke all den Personen in der Verwaltung und den Lehrern, die aus dem Studium eine familiäre Erfahrung machten.

Danke der de Valerio Familie, die mich in ihr Haus und Heim aufgenommen hat, so dass mein Aufenthalt in Xela eine schöne Erfahrung wurde.

Dank auch allen meinen Schwestern für diese Lernerfahrung, so dass ich jetzt meine neue Aufgabe übernehmen kann, die Verantwortung für die Schulung im Internationalen Noviziat in Jerusalem zu übernehmen.

Sr. Juliana nds