Gedanken

Unsere Adventsreise 2019-1

Jedes Jahr, ob im Messzyklus A mit Matthäus, oder B mit Markus, oder C mit Lukas: das Evangelium des Ersten Adventsonntags tut alles in seiner Macht, um uns aufzurütteln – “Wacht auf! Seid achtsam! Seid bereit! Seid euch bewusst! Bleibt wach! Passt auf! Wacht auf!” Die Dringlichkeit dieser Worte erinnert mich an drei Erfahrungen: die “Tzeva Adom – Warnstufe Rot” die wöchentliche Sirene, die den Beginn des Sabbats anzeigt, und an den Ruf des Muezzins zum Gebet in jeder Morgendämmerung – jede bringt uns zu einer anderen Lebensqualität, wenigstens kurzfristig. Und so auch das Evangelium des Ersten Adventsonntags! Haben wir uns schon so daran gewöhnt, dass wir für seine Einladung in eine neue Erfahrung taub sind? Sind wir so mit andern Dingen zugedeckt, dass wir die Einladung, die uns geboten wird, gar nicht merken?

In der Liturgie dieses Ersten Adventsonntags stehen wir im Dunkeln, an der Schwelle eines neuen Augenblicks in der Zeit. Was ist diese Dunkelheit für uns – welche Unzufriedenheit, Enttäuschung, Entmutigung, Bedrängnis, oder sogar welches Sehnen – verformt jetzt die Sehnsucht in unserem Leben, die der Advent so schön darstellt? Der Weckruf des Markus wird ergänzt durch die anderen zwei Lesungen dieses Sonntags – aus Jesaia 63-64 und 1 Korinther, die unsere Aufmerksamkeit auf die wesentliche Einsicht für die Adventreise, die vor uns liegt, lenkt: ”Du, Herr, bist unser Vater” [Jes 63, 16; 64, 7], der ist “treu,… durch den (wir) berufen worden (sind)” [1 Kor 1,3, 9]. In diesen Worten höre ich einen Widerhall des klagenden Avinu, Malkeinu von Jom Kippur. Wir mögen es ja vorziehen, diese Einsicht durch ein femininistisches??? Bild zu filtern, aber wir dürfen nicht die Gelegenheit versäumen, den Heiligen in jedem Augenblick als unsere Lebensquelle zu spüren und uns wieder auf das demütige Wunder, die milde Bekehrung und das zarte Mitfühlen einzulassen, zu dem Gott uns in dieser ersten Adventwoche ruft.

Diane Willey, nds