Festtag von Fr. Theodore

fr_theodore_02Am 9. November feiern wir das Fest des Hl. Theodore: den Tag, an dem wir das Fest unseres Gründungsvaters begehen. In diesem Jahr, wo wir uns um die Neugestaltung unserer Kongregation bemühen, schien es uns eine gute Idee, auf Theodores Leben zurückzublicken. Daher haben wir drei Aspekte seines Lebens und seiner Spiritualität ausgewählt, die uns heute etwas sagen können.

Standhaftigkeit, Treue und Urteilskraft – Die Suche des jungen Theodore nach Wahrheit und nach Gott war geprägt von Standhaftigkeit und Treue, zwei charakteristischen Eigenschaften, die sein ganzes Leben prägten. Er gab nicht leicht nach, wenn Antworten nicht sofort zu finden waren, sondern er blieb den Fragen auf der Spur und setzte seine Suche geduldig fort. Geduld, sagte er, war ein Erbe von Abraham, Moses und dem Volk Israel, die nie zu hoffen aufhörten, dass die Verheißungen sich erfüllen würden. Ihre Haltung war, auf die Zeit Gottes zu warten, zu vertrauen. Diese biblische Haltung von innerer Freiheit, von Hingabe und Vertrauen wollte Theodore auch Sion einpflanzen: „Gottes Wirken verläuft nicht wie das von Menschen, wo wir Anfang und Ende auf einmal überblicken können: wir brauchen Geduld“.

Seine Leidenschaft für die Wahrheit machte ihn offen für andere. Bei seinem Suchen, seinen Entscheidungen und nachfolgenden Handlungen erlaubte er es sich, sich führen zu lassen durch andere und durch die Zeichen der Zeit. Wir erinnern uns, wie er zögerte, ein Werk für sein Volk zu beginnen – wozu ihn Alphonse drängte – und er hoffte auf ein Zeichen. Und dies kam in sehr bescheidener Weise mit der Bitte, die zwei kleinen Mädchen namens Würmser zu erziehen. Als er Sophie Stouhlen und Louise Weywada nach Paris rief, um bei dieser Arbeit zu helfen, dachte er nicht daran, eine religiöse Kongregation zu gründen, sondern er sah das Wirken des Geistes in dieser Gruppe von Frauen und ihrem Wunsch nach religiösem Leben. Er war offen für ihre Bitte, und so begab er sich auf einen Weg, den er nie vorhergesehen hatte, der Schwierigkeiten mit sich brachte, aber auch zu dem Reichtum der Kongregation führte und zu allem, was sie in ihrer weiteren Geschichte geworden ist.

Sehen wir die Wahrheit oder den wahren Weg nach vorn für unser Leben, sowohl als Einzelpersonen, als auch als Mitglieder der Gemeinschaft? Sind wir imstande, unsere Wahrheit bescheiden und offen auszusprechen, unseren Schwestern und andern gegenüber? Sind wir imstande, den Anruf des Geistes in den Anrufen anderer Menschen zu sehen, so dass wir unsere derzeitigen begrenzten Ideen und Visionen überschreiten können, von dem was sein sollte zu dem was sein könnte?

Gottesliebe – Als Theodore sich auf seine spirituelle Suche eingelassen hatte, entdeckte er bald: Gott ist Zärtlichkeit; Gott ist Liebe. Aus dieser Überzeugung heraus lehrte er, wie der Hl. Augustinus: um Gott kennenzulernen, müssen wir ihn lieben. „In Gottes Liebe“, schrieb er an Louise Weywada, „wirst du Licht finden, so wie man die Flamme im Feuer findet. Und in dem Licht dieses milden Sternes wirst du erkennen, was Gott von dir will; du wirst erfahren, dass Gott Liebe ist, dass er nur Liebe gibt, dass er nur geliebt werden möchte, Liebe um Liebe.“

Aus der Liebe zu Gott fließt ganz von selbst die Liebe zu den anderen. Die Liebe der Schwestern zueinander war für Theodore so wichtig, dass er jeder Schwester den Auftrag gab, 1 Kor 13 (Die Hymne auf die Liebe des Hl. Paulus) auswendig zu lernen. Theodore erkannte auch, dass die geistlichen Gaben der Demut und Nächstenliebe einen Menschen stärken. Er schrieb, wieder an Louise Weywada, „Demut und Nächstenliebe sind für das geistliche Leben, was Brot und Salz für das körperliche sind.“

Theodores Vision vom Gemeinschaftsleben gründete auf seiner Theologie der Endzeit, wenn alle Nationalitäten vereint sein würden. Er empfahl daher, dass Schwestern verschiedener Nationalitäten zusammen leben sollten. Neugestaltung verlangt von uns, dass wir Theodore’s internationale Vision wiederfinden und dabei unsere Unterschiede annehmen, würdigen und feiern. Die Liebe füreinander ist anspruchsvoll und manchmal schwierig.

Was bedeutet: wie pflegen und vertiefen wir unsere Liebe zueinander? Wie erleben wir, dass die Liebe zu Gott in die Liebe zueinander fließt?

Mission – Es ist nicht schwer, Theodore’s Liebe und Hingabe zum Apostolat zu sehen. Anfangs arbeitete er mit Kindern in der Schule seines Vaters, und er hörte wirklich niemals auf, zu lehren. Ein Mann der Tat mit einer angeborenen Gabe zur Kommunikation, galt seine größte Leidenschaft der Pastoral. Er war einerseits intuitiv, mystisch und kontemplativ, aber seine Briefe zeigen, dass er auch sehr realistisch war und seine Füße am Boden behielt. Vom Beginn seines priesterlichen Wirkens an galt sein Augenmerk nicht seiner eigenen Person, sondern anderen Menschen. Seine Leidenschaft für die Wahrheit öffnete ihn nach außen; was er sah, wollte er weitergeben durch Predigen, Beichthören, Kranke Besuchen, Unterrichten und geistliches Begleiten. Das Hören des WORTES war seine Leitschnur für Mission. Theodore glaubte, dass die „Kirche die Mission des Wortes“ hat, und er nahm diesen Glauben äußerst ernst.

Haben wir dieselbe tiefe Leidenschaft zu lehren wie Theodore? In welcher Phase des Lebens wir auch sein mögen, haben wir eine nach außen gerichtete pastorale Haltung?11