Was bedeutet Missionarin zu sein?

Antworten von Sr. Juliana Baldinger NDS auf die Fragen von Missio für eine Grußkarten Aktion

1) Was heißt für Sie Mission?

Auf dem Weg sein.

2) Was sind für Sie die größten Herausforderungen als Missionarin?

Egal in was für einem Land ich lebe, trage ich die Erfahrung, immer Ausländerin zu sein und meine Heimat ist die Kongregation und die Weltkirche.

3) Wie kam es dazu, dass Sie in die Mission gegangen sind?

Ich wollte schon als Mädchen in der Volksschule immer sein wie die Missionare die zu uns in die Schulen kamen und von ihren Leben in der Mission erzählten. Ihre Bilder und das lebendige und frohen Wirken trotz vieler Entbehrungen und ihr Glaube, der spürbar und voller Leben war, beeindruckten mich schwer.

Ich habe meine Berufung, Ordensschwester zu werden, in diesen Jahre erfahren und in meinen Jugendjahren abgelehnt. Ich wollte sein wie alle anderen! Dann, bereits Mitte 20, erfasste mich diese erste Liebe wieder in der Form des Rufes: „Mach dich auf und lese mein Wort (die Bibel), es ist ein Liebesbrief an Dich.“

„Ich bin es der mit dir spricht“ war ein Buch von Anfang 20. Jhdt., das meiner Großmutter gehörte und das ich immer bei mir hatte. Von da an begann ich wieder genauer hinzuhören und macht Pläne wie ich diesem Ruf Folge leisten kann. Ich machte mich auf die Reise Richtung Griechenland. Meine Reise begann wie es die Bibel von Abraham erzählt:

„Der Herr sprach zu Abram: zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land das ich dir zeigen werde! Da zog Abram weg wie es der Herr im aufgetragen hatte.“ (Gen 12, 1-4).

So zog auch ich los und Griechenland war meine erste Station, Israel war eine Station auf dieser Reise wo ich in den ersten Monaten in einem Kibbutz arbeitete. Hier fand ich das Land das Gott mir zeigen wollte. Durch freundliche Hinweise anderer, landete ich in der Jugendherberge des Ecce Homo in der Altstadt von Jerusalem und fand so die Gemeinschaft der Kongregation „Unserer Lieben Frau von Sion“ die bis heute meine geistliche Heimat ist. In ihr kann ich dem Ruf Gottes auf der Grundlage der Bibel mit Gott und den Menschen zu leben und in Verbundenheit mit der Natur am besten folgen.

4) Was sind Ihre Aufgaben als Missionarin?

Zwanzig Jahren lebte ich in einem Dorf in Oberägypten, wo ich als „Gemeindeschwester“ in der Pfarre und im Dorf vielfältige Aufgaben (Ambulanz, Garten als Ort der Begegnung, Kindergarten für Kinder mit besonderen Bedürfnissen, Entwicklungsprojekte mit Minikrediten) erfüllte.

Heute lebe ich in Ein Karem bei Jerusalem und erfülle eine Aufgabe für die Kongregation. Mir wurde die Leitung unseres internationalen Noviziates übertragen in dem ich junge Frauen, vornehmlich aus Lateinamerika und Asien in den Alltag des Ordenslebens einführe. Bisher gab es nur eine Novizin aus Europa die uns aber leider wieder verlassen hat. Wir leben in einem eigenen Haus auf dem Gelände eines der ersten Klöster wo auch der Bruder (Marie Alphonse Ratisbonne) unsers Gründers Theodore Ratisbone lebte und starb. Gemeinschaftsbildung, Geistliches Leben und Gebetsschule, Kommunikationsschulung, Persönlichkeitsbildung, Studium der Bibel, gemeinsames Kochen und Essen sind ganz wesentliche Elemente des Kanonischen Jahres das die jungen Frauen hier verbringen. Das Pastoraljahr verbringen sie in einer anderen Gemeinschaft unserer Kongregation und erfüllen dort nötige Aufgaben. Begleitend ist immer auch die regelmäßige Arbeit als Volontärin in einer externen Einrichtung wichtig.

5) Wie erleben Sie Weltkirche?

Ein buntes und lebendiges „Durcheinander“ von Kulturen, Sprachen, Traditionen (sozial, gesellschaftlich und liturgisch/rituell) und die Einheit im Glauben an Jesus Christus.

6) Welche Bibelstelle oder welches Motto begleitet Sie in Ihrer Mission?

„ Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben!“ Joh, 10,10

Es geht nicht um ein wenig Leben, es geht nicht darum im Leben, Leiden zu erdulden und ertragen! Es geht um Leben in Fülle! Denn der, der uns gerufen hat, derjenige, der die Erlösung und Befreiung aus aller Verstrickung brachte, hat uns aufgetragen diese gute Botschaft des „Himmelreiches“ hinauszutragen zu allen Völkern, und zu verkünden. Jesus hat uns auch gezeigt und vor gelebt was es bedeutet, um dieser guten Botschaft willen die Erfahrung von Kreuz und Auferstehung zu machen. So gehört es sicher auch dazu, mein tägliches „Kreuz“ im Alltag des Lebens auf mich zu nehmen.

7) Welches ermutigende Wort haben Sie für die Gläubigen in Österreich?

Glauben kann man nicht alleine, Glauben geschieht in Gemeinschaft die kein „Wohlfühlverein“ ist. Wir lesen in Joh 14, 21:

„Derjenige, der die Gebote Gottes hält, liebt mich und wird von meinen Vater geliebt!“

Dies im Glauben zu zeigen und das Handeln aus dem Glauben kann man nicht trennen. Denn erinnern mich nicht gerade die Gebote, die das tägliche Handeln leiten, daran, Gott zu lieben, eben indem ich die Gebote Gottes lebe?

Auf Gott hören! „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr“ und „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Nur an EINEN Gott zu glauben, Gott zu lieben (was alles bindet mein Herz im Übermaß?) und seinen Namen nicht zu missbrauchen (wieviel Unrecht geschieht im Namen Gottes?), den Shabbat – Sonntag heiligen (Füllen Arbeit und viele andere Aktivitäten all meine Zeit?), nicht zu töten, nicht zu stehlen, nicht zu missbrauchen… Das Gebot Fleisch, das als Opfergabe dient oder von einem lebenden Tier gerissen wurde, nicht zu essen (Achten wir vor allem in der Massentierhaltung mit all ihren Folgen noch die Würde der Tiere?) …

Glauben heißt für mich, mein Handeln nach den Gesetz Gottes auszurichten und danach zu leben. In den Briefen der ersten Gemeinden lesen wir, wie die ersten Christlichen Gemeinden in ihrer Welt vor 2000 Jahren ihren Alltag lebten und die Botschaft Jesu in ihrem Leben in dieser Welt verwirklichten.

Sr. Juliana Baldinger NDS