Habsburg als Unterstützer

gedenktafel_kirche_dt02Habsburgermonarchie und Osmanisches Reich waren zwei extrem konträre Vielvölkerstaaten die bis in das 20 Jhdt. über Jahrhunderte hinaus Nachbarn waren. Islam und Katholizismus bedeuteten nicht nur zwei große Religionen, sondern sie waren auch Träger des gesamten Lebens. Erziehung, Weltanschauung, Moral, Rechtsdenken waren von ihnen geprägt.

Die Habsburger Monarchie strahlte im 17.und 18 Jahrhundert immer mehr nach Südeuropa aus, während sich das Osmanische Reich zurückzog. Schließlich ging der Einfluss Österreichs bis nach Ägypten und in den Sudan. In beiden Reichen wurde Religion mit Nation gleichgesetzt. Langsam übernahm Österreich den Schutz der Christen und so die Verantwortung für Erhaltung und Bau von Kirchen, Klöster, Schulen, Waisenhäuser, Altersheimen und Krankenhäusern. Die Monarchie hatte eine angesehen Stellung in Europa durch ihre aufgeschlossene Haltung gegenüber dem Islam. So wurde sie zu einem guten Kulturbringer in den Ländern des ehemaligen Feindes Europas. Die Habsburger Monarchie nutzte die völkerrechtliche Funktion als „Schutzmacht“ nicht zur Kolonisierung von Ägypten und Sudan. Ägypten wurde ein Tummelplatz von Orden vieler europäischer Länder. Trotzdem hat Österreich auf kulturellem Gebiet gerade mit seiner Handvoll katholischer Institutionen eine große Leistung vollbracht. Da diese religiösen oder sozialen Einrichtungen von Österreich nicht politische ausgenutzt wurden, erschienen sie den einheimischen politisch Verantwortlichen nicht suspekt. Sie wurden als das geschätzt was sie waren, eine echte Unterstützung für die Bevölkerung.

Katholische Christen gibt es seit dem 17. Jahrhundert in Ägypten. Sie waren die Angehörigen der auswärtigen Konsulate. Durch die geduldige Kleinarbeit europäischer Missionaren in koptischen Dörfern, kam es zur Gründung der Koptisch-Katholischen Kirche. Diese mit Rom verbundene Kirche ist auch heute eine schwache Minorität neben der Koptischen Kirche.

Die meisten der koptischen Katholiken leben in der Mitte Ägyptens, in den Diözesen Minya, Assyut, Sohag, Luxor und Ismailia. Im Gegensatz zur Koptischen und auch römisch-katholischen Kirche gibt es in der koptisch-katholischen Kirche nur ein Kloster.

kirche_seitenfront01Geschichte der koptisch katholischen Kirche in Ägypten

  • 1630: Ein Kapuziner-Mission wird in Kairo gegründet.
  • 1675: Jesuiten beginnen ihre Missionstätigkeit in Ägypten.
  • 1741: Der koptische Bischof von Jerusalem, Athanasius wird Katholik, und mit ihm sein Bistum von 2.000 Mitgliedern. Seine Kirche behält viel von ihrem koptischen Charakter.
  • Bischof Athanasius  konvertiert zurück zur orthodoxen Kirche aber die katholische Gemeinde bleibt weiter bestehen.
  • 1829: Zum ersten Mal erlauben die Osmanischen Behörden den koptischen Katholiken, ihre eigenen Kirchen in Ägypten zu bauen.
  • 1893: Von den Franziskanern werden 10 Kirchen in Ägypten den koptischen Katholiken gegeben.
  • 1895: Die koptischen Katholiken sind in 3 Diözesen aufgeteilt. Neben 15 weiteren Kirchen in diesen Diözesen wird in der Diözese El Minia im Dorf Berba eine koptisch-katholische Kirche mit finanzieller Unterstützung Österreichs gebaut. Noch heute erinnert eine Gedenktafel über dem Kircheneingang daran: Ex Munificentia Imperatoris ac Regis Apostolici Francisci Josephi 1895 (Aus Freigebigkeit des Kaisers und apostolischen Königs Franz Josef 1895).
  • Ein Weiler des Dorfes El Berba heißt „Marko“ oder „Der Ausländer“. Dies geht auf die Geschichte zurück, dass hier ein Lehrer aus Südtirol lebte und angeblich auch begraben ist.
  • Allen Kirchen waren auch kleine Schulen angeschlossen, die stets gut besucht waren.
  • 1899: In der Dioezese El Minya war in El Berba der Kirchenbau und die Schule im Nachbardorf Beni Ibeid vollendet. In Beni Ibeid und Mensafis waren Kirchen geplant. Diesen wurden jedoch nicht mehr gebaut.

Quelle: Dorothea McEwan Kairo; Habsburg als Schutzmacht der Katholiken in Ägypten; Kairo 1982; Schriften des Österr. Kulturinstituts Kairo, Band 3

Faltblatt über die Geschichte der Koptisch-Katholischen Gemeinde in Berba